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Jeder dritte Betrieb kann laut IHK-Ausbildungsumfrage nicht alle Ausbildungsplätze besetzen. Unternehmen fordern bessere Vorbereitung von Schülern – und Reformen bei der Lehrerausbildung.

Es ist ein klarer Appell der regionalen Wirtschaft an die Politik: 92 Prozent der Unternehmen aus dem Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg Betriebe halten die Berufsorientierung für nicht ausreichend. Knapp 60 Prozent mahnen eine stärkere Berufsorientierung an den Gymnasien und den Realschulen an, jeder zweite Betrieb plädiert dafür, die Berufsorientierung als verpflichtendes Element in der Lehrerausbildung zu verankern. Das zeigt eine regionale Auswertung der aktuellen Ausbildungsumfrage der Industrie- und Handelskammer Niedersachsen (IHKN) unter rund 1.000 Unternehmen, 150 davon aus dem IHK-Bezirk Lüneburg-Wolfsburg.

"Wichtig ist jetzt, dass die Landesregierung den Erlass zur Berufsorientierung in den Gymnasien zügig umsetzt, um den Einstieg der Berufsanfänger für beide Seiten erfolgreicher zu gestalten", fordert Volker Linde, Leiter der Aus- und Weiterbildung bei der IHK Lüneburg-Wolfsburg, niedersachsenweit federführende IHK für das Thema Aus- und Weiterbildung. "Darüber hinaus sind 46 Prozent der Unternehmen bereit, sich selbst einzubringen, um die berufliche Orientierung des Nachwuchses zu verbessern – durch mehr betriebliches Engagement und Kooperationen mit Schulen."

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Das duale Ausbildungssystem genießt bei den Befragten ein hohes Ansehen. 80 Prozent vertrauen dem Berufsabschlusszeugnis, wenn es um die Einschätzung von Kompetenzen geht. Ähnlich gutes Ansehen haben Zeugnisse über Abschlüsse der höheren Berufsbildung (70 Prozent) sowie IHK-Zertifikate (65 Prozent). Damit rangieren sie noch vor einem Hochschulabschluss (61 Prozent).

"Eine duale Berufsausbildung bietet jungen Menschen somit hervorragende Perspektiven für die Karriereplanung", folgert Linde.

Das gute Image des Ausbildungssystems spiegelt sich auch in der hohen Zufriedenheit der Unternehmen mit den Berufsschulen als Partner in der dualen Ausbildung wider: 86 Prozent der Befragten sind zufrieden oder sehr zufrieden. Verbesserungsbedarf sehen 68 Prozent in der Kommunikation zwischen Schule und Betrieben. Je 31 Prozent wünschen sich eine bessere Unterrichtsversorgung sowie Ausstattung der Schulen. Ein wichtiger Faktor für die gute Bewertung ist der Umfrage zufolge auch, dass der Berufsschulunterricht nah am Wohnort der Auszubildenden und dem Unternehmensstandort erteilt werden kann. Nur ein Drittel der Unternehmen wäre bereit, Auszubildende in eine weiter entfernte Berufsschule zu schicken, selbst wenn diese eine bessere Qualität bietet.

"Bei den aktuellen Überlegungen, Berufsschulangebote räumlich zusammenzufassen, sind folglich mindestens enge Absprachen mit der regionalen Wirtschaft nötig, wenn die Landesregierung die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe nicht gefährden will", betont Linde: "Wir brauchen also ein klares Bekenntnis der Landesregierung zur dualen Ausbildung." Das System müsse gestärkt, konkurrierende Bildungsangebote wie die Fachoberschule Klasse 11oder konkurrierende vollzeitschulische Bildungsgänge mit Abschluss müssten abgeschafft werden, so Linde weiter: "Vorfahrt für Ausbildung heißt insbesondere auch die Unterstützung der Schulen in der Fläche, eine moderne Ausstattung der Schulen und auch künftig die Bildung kleinerer Klassen in Berufen mit wenigen Ausbildungsverhältnissen."

Weiteres Kernergebnis der IHK-Umfrage ist – wie schon in den Jahren zuvor – dass fast jedes dritte Unternehmen nicht alle Lehrstellen besetzen konnte. 68 Prozent der Unternehmen mit Besetzungsproblemen fehlen laut der Umfrage geeignete Bewerber. "Wenn darüber hinaus fast jedes dritte Unternehmen erst gar keine Bewerbungen auf die angebotenen Ausbildungsplätze bekommt, steuern wir auf eine Nachfragelücke zu, die es schnellstmöglich zu schließen gilt", sagt Volker Linde. Der Mangel an Bewerbern wird auch durch den Flüchtlingszustrom zumindest kurzfristig nicht geschlossen: Nur jedes fünfte Unternehmen gab an, in den nächsten zwei Jahren Flüchtlinge ausbilden zu wollen. An der Ausbildung von Flüchtlingen aktiv beteiligt sind gut 5 Prozent der befragten Unternehmen. Für 90 Prozent sind gute Deutschkenntnisse und für 72 Prozent ein gesicherter Aufenthaltsstatus Grundvoraussetzungen für die Integration der Flüchtlinge in den Ausbildungsmarkt.

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