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Betriebsversammlung am Sonntag – NGG warnt vor massiven Einschnitten

"Keine Einschnitte ohne Sicherung der Arbeitsplätze", so die einstimmige Meinung der gut 200 Teilnehmer einer Betriebsversammlung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), die am gestrigen Sonntag in der Uelzener Stadthalle zusammenkamen.

Das Thema: der "Spar-Katalog" der Geschäftsleitung von Froneri (ehemals Nestlé Schöller). Danach steht die Hälfte der Arbeitsplätze am Standort Uelzen auf dem Spiel. Zudem sind massive Einschnitte beim Einkommen geplant. Erst vor drei Wochen hatten die Beschäftigten von den Plänen erfahren.

Auch aus Nürnberg und Osnabrück fanden Mitstreiter der NGG den Weg nach Uelzen, um ihre Solidarität auszudrücken. Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende der Nürnberger Hauptverwaltung sicherte den Zuhörern die volle Unterstützung zu. Gemeinsam wolle man sich für den Standort Uelzen stark machen.

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Zum Hintergrund: Der Uelzener Eis- und Tiefkühlproduzent war mit einem "Horrorkatalog" an die Beschäftigten und die NGG herangetreten. Bewährte tarifvertragliche Leistungen sollen gestrichen werden, so die Gewerkschaft. "Es ist ein Angriff auf die Hauptschlagader. Man will die Belegschaft ausbluten lassen", ist Steffen Lübbert, Geschäftsführer der NGG Lüneburg, überzeugt. Sollte das Unternehmen nicht ein großes Stück auf die Beschäftigten zugehen, könne es bald auch zu Streiks kommen.

Nach Lübberts Einschätzung sollen durch die Sparmaßnahmen die kurzfristigen Profiterwartungen der Froneri-Gesellschafter Nestlé und PAI Partners über einen Gewinn von 20 Prozent erfüllt werden. Bei Froneri handelt es sich um ein Joint Venture, an dem die Nestlé einen 50-prozentigen Anteil hält. Die bei der NGG organisierten Mitarbeiter hatten ihrerseits beschlossen, den Arbeitgeber per Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung am Schöller-Standort Uelzen aufzufordern.

Unterstützung hierfür kam auch vom NGG-Landesbezirk Nord. Dessen Vorsitzender und gebürtiger Bremer, Herbert Grimberg, erinnerte an das Motto der Bremer Stadtmusikanten: "Zieh mit uns, etwas Besseres als den Tod findest du überall!"

Es lohne sich immer, für die Arbeitsplätze zu kämpfen, so Grimberg. Aus verschiedenen Teilen der Welt erreichen das Betriebsratsbüro derzeit E-Mails und Anrufe, um die Uelzener zu unterstützen.

In der Zeitschrift "Nestlé Welt" wurde der Maßnahmenkatalog der Froneri von Arbeitnehmervertretern als "Kriegserklärung" bezeichnet.

"Unbeantwortet blieb bisher, ob nach den Verlagerungen der Konfektionierung sowie Teilen der Eis- und Konfektproduktion nach Polen die Arbeitsplätze im Tiefkühlbackwarenbereich langfristig gesichert sind", so Lübbert weiter.

Die Einschnitte sind aus Sicht der Gewerkschaft erst ein Anfang. Solange kein ganzheitliches Konzept für das Werk in Uelzen bestehe, sei zu befürchten, dass es durch weitere Einsparungen zu einem Arbeitsplatzabbau über das angekündigte Maß hinaus komme. Die NGG bemängelt eine fehlende langfristige Perspektive, in der die Arbeitnehmerinteressen berücksichtigt werden.

Die Argumentation des Arbeitgebers, die in Uelzen hergestellten Waren könnten zu günstigeren Konditionen etwa in polnischen Werken produziert werden, sei für die Mitarbeiter nicht nachvollziehbar, sagt Lübbert. „Seit 20 Jahren habe es keine nachhaltigen Investitionen in den Standort gegeben. Nestlé hat die Gewinne mitgenommen und nutzt jetzt das Joint Venture, um das Unternehmen ausschließlich auf Profit auszurichten.“

Die Gewerkschaft fordert den im Aufsichtsrat vertretenen Alteigentümer dazu auf, sich zu seinen Mitarbeitern und seiner sozialen Verantwortung zu bekennen.

Lübbert: "Innovationen würden der Gewinnerwartung des Unternehmens viel besser tun als ein radikaler Arbeitsplatzabbau."

Froneri wurde 2016 als Joint Venture zwischen dem Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé und dem britischen Speiseeis-Hersteller R&R Ice Cream gegründet. Die Eis-Produktion beider Unternehmen wurde unter Froneri zusammengelegt. Als zweitgrößter Speiseeishersteller beschäftigt die neue Firma 15.000 Mitarbeiter an Standorten in mehr als 20 Ländern und erwirtschaftet einen Umsatz von rund 2,6 Milliarden Euro.

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