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Der Landkreis Uelzen braucht in diesem Jahr 440 Wohnungen für Flüchtlinge

Foto: Tobias Seifert; Der Schlüssel zum Erfolg: Wohnungen neu bauen. Und leerstehende Wohnungen sanieren. Andernfalls droht im Landkreis Uelzen eine Wohnungskrise, warnt das Pestel-Institut. Dass es demnächst mehr Schlüsselübergaben geben muss, ist für die Wissenschaftler keine Frage mehr. Immerhin sind viele Flüchtlinge, die heute in den Landkreis Uelzen kommen, die Mieter von morgen.

Der Landkreis Uelzen auf dem "Wohn-Prüfstand": Im Landkreis Uelzen werden rund 440 Wohnungen für die Flüchtlinge, die in diesem Jahr kommen, zusätzlich gebraucht.

Das geht aus einer aktuellen Wohnungsmarkt-Analyse des Pestel-Instituts hervor. Nach Berechnungen der Wissenschaftler steigt der Gesamt-Wohnungsbedarf für den Landkreis Uelzen in 2015 damit auf rund 610 Wohnungen.

Um diesen zu erreichen, sei es in erster Linie notwendig, das Sanieren von leerstehenden Wohnungen enorm zu forcieren. Aber auch beim Neubau von Wohnungen müsse mehr getan werden. Im Schnitt wurden in den vergangenen Jahren im Landkreis Uelzen lediglich rund 150 Wohnungen pro Jahr fertiggestellt.

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Deshalb warnt das Pestel-Institut jetzt vor einem "Weiter so": "Wenn es bei einem starken Flüchtlingszuzug bleibt, muss sich der Landkreis Uelzen auch in den kommenden Jahren darauf einstellen, dass noch mehr Wohnungen gebraucht werden", sagt Pestel-Institutsleiter Matthias Günther.

Zwei "Mangelerscheinungen" diagnostizieren die Wissenschaftler bei der Wohnungsmarkt-Analyse für den Landkreis Uelzen: "Es fehlen bezahlbare Wohnungen. Vor allem aber Sozialwohnungen. Also vier Wände für die Menschen, die sich teure Wohnungen in der Regel nicht leisten können: Rentner, Alleinerziehende, junge Menschen in der Ausbildung, einkommensschwache Haushalte und eben auch Flüchtlinge", macht Matthias Günther deutlich.

Hinter der Untersuchung steht die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt. Die IG BAU hat gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), der Deutschen Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) und dem Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB) die Wohnungsmarkt-Analyse in Auftrag gegeben.

Gemeinsam sprechen sich die Vertreter der Baubranche für eine Offensive bei der Sanierung leerstehender Wohnungen und für eine Ankurbelung vom Wohnungsneubau aus. Ebenso für einen Neustart des sozialen Wohnungsbaus. Erreicht werden kann dies, so das Pestel-Institut, durch zinslose Darlehen und Investitionszulagen für genossenschaftliche und kommunale Wohnungsunternehmen.

Um private Investoren zu gewinnen, schlagen die Wissenschaftler steuerliche Anreize vor.

So sollte regional und zeitlich begrenzt in Verbindung mit Mietobergrenzen eine lineare Abschreibung für Abnutzung (AfA) von 4 Prozent eingeführt werden. Ebenso eine degressive Abschreibung mit anfänglich zehn Prozent, um den sozialen Wohnungsbau zu stärken. Diese gab es bereits bei der letzten großen Zuwanderungswelle in den 90er-Jahren.

"Wenn private Investoren bezahlbare Wohnungen bauen sollen, dann wird das ohne steuerliche Anreize nicht funktionieren", so Günther.

Die vom Bund jetzt bereitgestellten 500 Millionen Euro, die die Länder bis 2020 jährlich für den sozialen Wohnungsbau bekommen sollen, sieht das Pestel-Institut kritisch. "Das wird hinten und vorne nicht reichen. Bundesweit werden dadurch bestenfalls zwischen 10.000 und 12.000 Wohnungen neu entstehen. Das ist eine Kapazität, die eine Großstadt nur so wegschluckt. Der Landkreis Uelzen wird davon nicht wirklich spürbar profitieren", sagt Matthias Günther.

An die Adresse der heimischen Bundestagsabgeordneten gerichtet, fügt der Wissenschaftler hinzu: "Es muss dringend etwas passieren. Andernfalls droht eine Wohnungskrise, die das Potenzial hat, an vielen Orten zu erheblichen sozialen Spannungen zu führen."

Politisch müsse der Neubau und das Sanieren von Wohnungen als Konjunkturmotor neu entdeckt werden. "Denn, was als Anreiz vom Staat investiert wird, fließt beim Wohnungsbau zu einem Großteil über Steuereinnahmen und Sozialabgaben in öffentliche Kassen zurück", macht Institutschef Günther klar.

Das Pestel-Institut in Hannover geht bei seiner Wohn-Prognose von rund 1.110 Flüchtlingen aus, die im Laufe dieses Jahres in den Landkreis Uelzen kommen werden.

Grundlage hierfür ist die für Deutschland erwartete Zahl von einer Million Flüchtlingen in 2015. Die Verteilung der Asylbewerber auf die Bundesländer berechneten die Wissenschaftler nach dem sogenannten "Königsteiner Schlüssel", innerhalb der Länder nach der Einwohnerzahl. "Um die für Asylbewerber zusätzlich benötigten Wohnungen zu ermitteln, gilt die Formel: 100 Flüchtlinge, die in den Landkreis Uelzen kommen, benötigen im Schnitt 40 Wohnungen", erläutert Matthias Günther.

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